Dienstag, 15. Juli 2008

Bakterientoxine sollten erforcht werden

Die Symptomatik der Borreliosekrankheit läßt sich so richtig nur durch die Wirkung von Bakterientoxinen erklären. Dieses erkannte schon früh der amerikanische Arzt Ritchie Shoemaker, MD , der dann auch das entsprechende Toxin isolierte.
In Deutschland war es dann die Gruppe um Prof. Dr. F. Hartmann, die hier diese Art, an die Borreliose heranzugehen, bekannt machte. Ich kann hier (aber auch sonst) das hervorragende Buch der Hartmann- Schülerin Dr. Petra Hopf-Seidel empfehlen. Auch für mich ist dieses Werk fast tägliche Lektüre.
Arbeitet man sich in diese Erkärungsweise der Infektionskrankheiten ein, sieht man, das sich hier wohl ein richtiger Paradigmenwechsel im Verstädnis und in der Therapie von Infekttionskrankheiten abzeichnet: möglicherweise wird die Vormachtstellung bei derBehandlung von Infektionen in Zweifel gezogen werden.
Aber bitte lest selbt!

Montag, 14. Juli 2008

Zeckenfalle bedingt erfolgreich

Eine 50 x 50 cm grosse weisse Stoffserviette habe ich vor einen Busch im Garten meiner Praxis auf den (kurzen) Rasen gelegt. Darauf einige Gramm Trockeneis, hergestellt mit einem dieser neumodischen Sodabereiter, auf den Kopf gestellt.
Und: nach 2 (Sprech)stunden fand ich auf dem Tuch immerhin drei Zecken (erwachsene Tiere)! Bewegen sie sich vielleicht doch dem Opfer zu?

Donnerstag, 10. Juli 2008

Gedanken über eine Zeckenfalle

Sie wissen ja, ich glaube, daß ein erheblicher Anteil der Schübe bei einer chronischen Borreliose auf einen erneuten Zeckenstich zurückgeführt werden können. Dieses gilt insbesondere für ein Jahr wie das Jetzige, wo wegen des warmen Winters Myriaden von Zecken die Umwelt besiedeln.
Und dieses nicht nur in Wald und Flur, sondern auch im heimischen Garten. Diesen möglichst zeckenarm zu halten, scheint mir ein Mindestmaß an Infektionsvorsorge zu sein.
Einen zusätzlichen Gedanken stellte die Borrelioseärztin Dr. Petra Hopf-Seidel vor: Das Hallersche Riechorgan an den vorderen Zeckenbeinen reagiert äußerst empfindlich auf Kohlendioxyd. Die Zecke kann also atmende Wesen erriechen!
Hier mache ich mir nun Gedanken über eine auf diesen Mechanismus basierende Zeckenfalle.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Von den Versicherungen für Dumm verkauft ?

Bei dem heutigen mittwöchentlichen Borreliose-Ärzte-treffen wies uns die borrelioseerfahrene Rechtsanwältin A. Brüggemann auf eine Problematik bei der privaten Unfallversicherung hin:
Hatte ich mich noch vor einigen Monaten auf meiner Homepage www.drkraemer.de
gefreut, daß die Versicherungen der privaten Unfallversicherung zunehmend den Zeckenstich und die daraus evt. erfolgende Borreliose als Unfall anerkennen würden, zeigt sich doch, daß man sich dabei ein gewaltiges Hintertor ( nicht Hintertürchen ! ) gelassen hatte.
Dieses liegt in der sog. Invaliditätsklausel !
Hierbei wird meist verlangt, daß eine Invalidität binnen eines Jahres nach dem Unfallereignis (Zeckenstich) eingetreten sein und max. 3 Monate hernach ärztlich festgestellt sein muß.
Da es in der Natur einer Borreliose-Erkrankung liegt, bei dem Eintreten von Spätfolgen sich nicht an die Fristen einer Unfallversicherung zu halten, geht der Kranke - trotz abgeschlossener Zecken-Unfallversicherung - meist leer aus!
Seit 1992 muß eine Vericherung ihre Vertragsentwürfe nicht mehr von dem Versicherungsbundesamt genehmigen lassen. So kann jede Versicherungsgesellschaft ihr eigenes Süppchen kochen. Und das tut sie dann auch.
Da in der Regel Spätfolgen einer Borreliose nicht innert eines Jahres eintreten, sollte eine Versicherungsbesellschaft bei der Aufnahme einer Unfallgattung auch ihre Fristen dem diese Krankheit typischen Verlauf anpassen. Und dieses auch in einer für den Allgemeinbürger verständlichen Sprache kundtun.
Tut sie es nicht, könnte darin ein Verstoß gegen das Tranparenzgebot gesehen werden.
Ich meine, ein unglaubliches Verhalten!
Wir haben RAin Brüggemann gebeten, hierüber im Netz ausführlich zu berichten.

Dienstag, 8. Juli 2008

Borrelioseschub oder "Dümpeln" ?

Ein Jeder, der an einer persistierenden Borreliose leidet, kennt dieses Dümpeln der Symptome: Wie ein Boot im bewegten Wasser auf und nieder geht, so zeigen auch die individuellen Beschwerden des Borreliose-Kranken oft ein ständiges Auf und Ab.
Dieses läßt sich zwar mehr oder weniger mit symptomatischen Methoden in den Griff bekommen: ich denke hier an Akupunktur, Schmerzmittel, physikalische Therapie, Naturheilkunde usw.
Was ist aber, wenn ein solches Symptom nicht schwindet oder wechselt? Sich immerfort verstärkt? Sich ausweitet?
Ist das "nur" ein besonders starker Ausschlag des Dümpelns? Oder zeigt sich hier ein Anfang eines neuen Borreliose-Schubs an?
Eine ganz schwere Frage!
Die Serologie, die Blutuntersuchung, hilft uns hier auch nicht weiter. Wenn überhaupt, zeigt sie einen neuen Schub einer chronischen Borreliose mit einer solchen Verspätung an, daß es zu einem sinnvollen therapeutischen Unterbrechen längst zu spät ist.
Eine körperliche Untersuchung - so immens wichtig sie bei der Diagnostig auch ist- hilft uns hier auch meist nicht weiter: die meisten chronische-Borreliose-Patienten sind diagnostisch kerngesund!
Auch meine Standart-Warnzeichen ( Mattigkeit, Schwitzen und Gelenkschmerzen - meist Knie ) sind hier oft überfordert.
Ja, also, was ist dann das Kriterium?
Ich muß gestehen, daß auch ich als Borreliosearzt hier keine eindeutige Antwort geben kann. Oft genug muß ich diese Frage aus dem Bauch heraus (dick genug ist er ja wirklich!) entscheiden. Aber was ist dazu das Kriterium?
Ich meine - solange es hier keine sinnvollen und verbindlichen Richt- resp. Leitlinien gibt- hilft hier vor allem die Erfahrung.
Jeder Borreliose Arzt (es gibt nur wenige, und die, die diesen Job machen, bekommen von der Administration einen oft existenzgefährdenden Tritt, der ihnen zeigen soll, daß sie sich doch besser mit anderen Bereichen der Medizin beschäftigen sollen. Ich denke hier nur an die Vernichtungsschlacht gegen den hochambitionierten Dr. G. auf Wolfenbüttel !).
Zumal diese Borreliose Ärzte auch von einigen der Erkrankten Tritte bekommen, wenn sie nicht das sagen, was diese hören wollen!
Also: Jeder Borreliose Arzt hat in seinem ärztlichen Leben einige Tausende von Borreliosekranken gesehen und deren Krankheitsverlauf gleichsam abgespeichert ( glaubt mir, in unserem Medizinstudium lernt man darüber NICHTS ).
Dieses ist für mich das Hauptkriterium für eine Therapieentscheidung.
Extrem belastend, den damit übernehme ich auch die volle Verantwortung. Auf kein Lehrbuch kann ich mich berufen. Kein Experte ( wer denn, etwa die Referenzstelle ?! ) stärkt mir den Rücken.
Was in dieser Situation allein hilft, ist ein ein gleicher Augenhöhe stattfindendes Abwägen mit dem Borreliose Kranken!

Mittwoch, 2. Juli 2008

Lumbalpunktion und Berufsgenossenschaft/Versicherungen

Besonders versessen scheinen die Versicherungen - insbesondere die Berufsgenossenshaften (BG) - auf eine Lumbalpuntion (LP) zu sein.

Dies ist natürlich auf den ersten Blick durchaus verständlich. Ein Versicherungsbeamter lechst sicher nach einer Ja-Nein- Diagnose. Lumbalpunktion negativ: keine NeuroBorreliose!

Wenn ich so die Versicherungs- Ablehnungsschreiben sehe, die mir meine Patienten ständig mitbringen, ist das natürlich eine versicherungsrechtlich saubere Situation: Antrag abgelehnt!

Oft wird dabei sogar über das Ziel hinausgeschossen, und bei der Gelegenheit gleich die Frage einer relevanten Borreliose (nicht: Neuroborreliose!) mit abgesäbelt!

Ich frage mich da oft, warum kompetente Gutachter (sogar mit hohen akademische Graden), in das gleiche Horn stossen und entsprechend gewünschte Gutachten liefern!

Hoffentlich hab ichs mir da nicht endgültig mit der "Gutachtermafia" so verdorben, sodaß mir endgültig der Gashahn abgedreht wird!

Sollte ich hier kundtun, was ich alles da schon erlebt und erfahren habe, würde ich wohl mit Prozessen überhäuft, die ich wirtschaftlich wohl kaum überstehen würde.

Dann könnte ich gleich einpacken!

Dienstag, 1. Juli 2008

Lumbalpunktion - Das Muß zur exakten Diagnose?

Spätestens dann, wenn ein Mensch mit der Diagnose "Borreliose" zum Neurologen überwiesen wird, stellt sich die Frage einer Lumbalpunktion.
Mit einer Nadel mitten ins Nervensystem -mitten ins Leben also - gestochen zu werden, ist nicht jedermanns Sache. Macht Angst!
Das ich einer Lumbalpuktion eher ablehnend gegenüberstehe, ist meien Patienten bekannt. Dennoch gibt es Situationen, wo auch mir die LP zwingend erforderlich erscheint: ich denke hier nur an die diagnostische Unterscheidung zwischen Borreliose und Multipler Sklerose (MS).
Auf der anderen Seite wissen wir, daß - wenn die Lumbalpunktion zur Klärung einer neuronalen Beteiligung der Borreliose (ich sage bewusst nicht "Neuroborreliose") eingesetzt wird, die Ergiebigkeit (man streitet sich zwischen 20 und 40 Prozent) äußerst dürftig ist.
Sieht man dazu noch die Nebenwirkungen und Komplikationen, stellt sich schon einem die Frage, ob das denn unbedingt immer nötig ist.
Zumal die Diagnose "Neuroborreliose" uns doch laut der Richtlinien der Fachgesellschaften als eine reine Definitionsdiagnose erscheint: wenn die Lumbalpunktion ein positives Ergebnis erbringt, dann ist diese Borreliose (so die Fachgesellschaften) eine Neuroborreliose.
Ist dem aber in Wirklichkeit so?
Ich meine nein.
Ich sehe bei fast jeder Borreliose eine mehr oder weniger starke neurologische Komponente.
Und bringt die Lumbalpuntion nun eine erhebliche Klärung der Diagnose?
Ich meine nein.
Ausser, daß im positivem Befund die definierte Neuroborreliose diagnostiziert werden kann. Aber was bringt uns das, zeigt doch fast jede Borreliose eine mehr oder weniger ausgeprägte Neurologie?
So wird das Wort "Neuroborreliose" in meiner Praxis kaum benutzt. Und eine Empfehlung zur lumbalpunktion wird nur nach langem, kritischen Nachdenken gegeben.